Festival-Freitag ein Publikumsmagnet
Im voll besetzten Kino feiert der Kölner Tatort - „Keine Polizei“ am Freitagabend Premiere beim Festival Großes Fernsehen / Drama über die außergewöhnliche Lebensgeschichte der Anne Lister zieht das Publikum in den Bann
Köln, 28. Mai 2011 - Es war fast 20.15 Uhr, gewohnte „Tatort“-Zeit also, als beim Festival Großes Fernsehen die wohl bekanntesten Augen und Beine des deutschen Fernsehens auf großer Leinwand im Kölner Cinedom erschienen. „Keine Polizei“ heißt der neueste „Tatort“ aus Köln, dessen Premiere vor ausverkauftem Kino und viel TV-Prominenz stattfand. Gebhard Henke, ARD-„Tatort“-Koordinator und Leiter des WDR-Programmbereichs Fernsehfilm, Kino und Serie, begrüßte die Gäste und wies auf das anstehende Jubiläum des Kölner Erfolgsduos Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) hin. Die Dreharbeiten zu ihrem 50. Fall „Altes Eisen“ wurden gerade abgeschlossen. Doch zuvor bekamen sie es in der Folge „Keine Polizei“ mit einem mysteriösen Entführungsfall zu tun. Der Sohn eines Bauunternehmers wurde entführt, und die Umstände deuten auf eine Verbindung zu einem früheren Fall von Kidnapping, bei dem die Täter nie gefasst wurden. Ein spannendes Drehbuch (Norbert Ehry), eine sorgfältige Inszenierung und viele prominente Schauspieler (Tessa Mittelstaedt, Joe, Bausch, Juliane Köhler, Thomas Heinze, Ulrike Grote, Katharina Wackernagel, Janusz Kocaj u.a.) trugen zu einer rundum gelungenen „Tatort“-Folge bei, die viel Applaus erhielt.
Im Anschluss an das Screening begrüßte Moderator Birand Bingül auch die Schauspieler Nina Vorbrodt, Christian Tasche und Jürgen Rißmann sowie das Kölner „Tatort“-Team, das hinter der Kamera agiert. Für Produzentin Sonja Goslicki ist Regisseur Kaspar Heidelbach der „Vater des Kölner Tatorts“, der nicht nur die ersten, sondern auch noch viele weitere Folgen in Szene setzte – und dabei immer gern Kölner „Schmankerl“ einbaut, wie er dem Premierenpublikum verriet. So gibt es in „Keine Polizei“ einen Hausmeister „Kaczmarek“ und alle sieben Brücken der Domstadt sind zu sehen. Das Erfolgsrezept der Reihe erklärte WDR-Redakteur Frank Tönsmann: Der „Tatort“ verbinde stets Altes und Neues, stehe für verlässliche Qualität und für aktuelle Themen, die den Nerv der Zeit treffen. Sonja Goslicki wies ergänzend darauf hin, dass trotz ernster Themen auch der Humor nie zu kurz kommt. Und daher fehlte das witzige Markenzeichen des Kölner „Tatorts“ auch bei der Kinopremiere nicht: Nach der Vorstellung war das Publikum zu einer zünftigen Currywurst eingeladen!
BBC-Drama nach historischen Tagebüchern, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen
Trotz später Stunde sehr gut besucht war auch die zweite Vorstellung des Abends. Das BBC-Drama „The Secret Diaries of Miss Anne Lister“ führte in die englische Provinz des frühen 19. Jahrhunderts. Der Film basiert auf den Tagebüchern der Grundbesitzerin Anne Lister, die wegen ihrer klaren Selbstreflexion und ihres offen lesbischen Lebensstils als „erste moderne Lesbierin“ bezeichnet wurde. Wegen ihrer kulturgeschichtlichen Bedeutung wurde den Tagebüchern gerade in dieser Woche von der UNESCO der Status des Weltkulturerbes zuerkannt. In der Titelrolle der Verfilmung brilliert die britische Schauspielerin Maxine Peake, die die ebenso mutige wie schmerzhafte Gratwanderung der Anne Lister zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und individuellem Glücksstreben eindrucksvoll vermittelt. So erwartete das Publikum auch mit Spannung die anschließende Dokumentation „The Real Life of Anne Lister“ (Buch und Regie: Matthew Hill), die weiteren Aufschluss über die Biographie der historischen Figur und die Entstehungsgeschichte des Films gab. Anne Lister nämlich sah sich vor 200 Jahren gezwungen, einen großen Teil ihrer Tagebücher zu verschlüsseln. Erst in den 1980er Jahren ermöglichte die Dechiffrierung einen Einblick in das Leben dieser erstaunlichen Frau und schuf damit auch die Voraussetzung für die BBC-Verfilmung, die 2010 in Großbritannien für Aufsehen sorgte.