Zeitgeschichtliche Dokumentationen eröffnen das siebte Festival Großes Fernsehen:
Packendes Dokudrama über Konrad Adenauer und eine US-amerikanische HD-Dokumentation über die Schrecken des Vietnam-Krieges beeindrucken die Zuschauer
Mehr als drei Jahrzehnte aus dem Leben des ersten deutschen Bundeskanzlers, deutsche Geschichte von 1933 bis 1967, verdichtet in 90 Minuten – man kann nicht behaupten, dass sich die Macher des Dokudramas Konrad Adenauer – Stunden der Entscheidung wenig vorgenommen hätten, als sie sich 2008 an die Arbeit machten. Nun wurde der Film zur Eröffnung des Festivals Großes Fernsehen am Donnerstagabend erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Die Reaktion des Publikums im Kölner Cinedom dürfte dem Team ausgesprochen gut gefallen haben: Der Beifall war groß, die zahlreichen Zuschauer – darunter Adenauers jüngste Tochter Libet Werhahn-Adenauer und Enkel Konrad Adenauer – zeigten sich beeindruckt.
Extra aus Wien angereist war Joachim Bißmeier, gebürtiger Rheinländer und brillanter Darsteller des Mannes, der deutsche Geschichte schrieb. Als er nach der Filmvorführung auf der Bühne stand und von Moderator Andreas Stopp interviewt wurde, bekannte er, dass er das Rollenangebot beinahe gar nicht angenommen hätte. Er sei „von großem Zögern ergriffen“ gewesen, habe gedacht, „es sei gar nicht möglich, eine so präsente Figur zu spielen“. Das Drehbuch des wegen Krankheit verhinderten Grimme-Preisträgers Werner Biermann überzeugte ihn schließlich, es doch zu riskieren. Adenauer habe seine ganze Jugend geprägt; für ihn sei es sehr bewegend gewesen, die damaligen Ereignisse nun noch einmal zu erleben. Sein persönliches Adenauer-Bild habe sich durch die intensive Beschäftigung mit dem ersten deutschen Bundeskanzler durchaus verändert.
Dass nicht nur der Politiker, sondern auch der Mensch Adenauer in dem Film zu seinem Recht kommt, war den Machern des aufwendigen Filmprojektes ein wichtiges Anliegen. „Ich habe mich vor allen Dingen darüber gefreut, dass im Publikum viel gelacht wurde“, beschrieb Regisseur Stefan Schneider seine Eindrücke von der Vorführung. Zum Leben eines Menschen gehörten auch Emotionen und Komik, deshalb habe man beides – bei aller historischen Korrektheit – in den Film miteingebracht. Die verantwortliche WDR-Redakteurin Beate Schlanstein hob hervor, dass in dem Dokudrama auch gezeigt würde, wie Adenauer andere Menschen verletze. Die Kunst sei es gewesen, in diesen Szenen nicht anklagend oder vorwurfsvoll zu werden. Walter Sucher, leitender Redakteur beim federführenden SWR, zeigte sich mit dem Endresultat der vielen Jahre Arbeit ebenfalls zufrieden: „Es ist gut geworden. Ich bin sehr froh.“ Wie intensiv man sich mit dem Projekt beschäftigt habe, erkenne man unter anderem an der Anzahl der Drehbuchfassungen: Es waren um die 15. Produzent Uwe Kersken von der Produktionsfirma Gruppe 5 verriet dann auch noch, wie er unter anderem auf das Thema Konrad Adenauer gekommen sei: In der Fernsehshow „Unsere Besten“ war Adenauer von den Zuschauern zum größten Deutschen gewählt worden. Als nach der kurzen Talkrunde schließlich auch noch die anderen Crew-Mitglieder und Schauspieler – darunter auch Johannes Zirner und Bernhard Ulrich, die Darsteller von Rudolf Augstein und Franz-Josef Strauß – auf die Bühne kamen, war die glanzvolle Festival-Eröffnung perfekt. Die Gemeinschaftsproduktion von SWR,WDR und ARTE ist am 31. Juli auf ARTE und am 5. August im Ersten zu sehen.
Der zweite Beitrag des Abends – die US-amerikanische HD-Produktion Der Vietnam-Krieg. Trauma einer Generation – nahm den zeitgeschichtlichen Faden wieder auf und bewegte die Zuschauer mit noch nie gesehenen Filmaufnahmen von der Front und Einblicken in die Psyche der Soldaten: ein berührendes Dokument vom Schrecken des Krieges, packend und informativ. Vor den Previews hatte sich Dr. Jürgen Brautmeier, Mitbegründer des Festivals und Direktor der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen, erfreut über „die überwältigende Resonanz“ auf das Festival gezeigt. Grüße der NRW-Landesregierung richtete Prof. Klaus Schäfer aus, Staatssekretär im Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport. Man könne stolz sein auf das Festival.